Ländliches Leben in Nordschwaben dargestellt in drei Museen
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         Jeden 1. Sonntag im Monat von 14 - 17 Uhr -  und jederzeit nach Vereinbarung im Zeitraum von Mai bis Oktober

Konversionsausstellung

vom 03. Septeber 2017 bis 06. Mai 2018

Die Museumsfreunde Mertingen zeigen Gegenstände, die aus Kriegshinterlassenschaften entstanden sind.
Anlässlich der Eröffnung der Konversionsausstellung, am 3. September 2017, kamen zahlreiche Interssenten nach Mertingen in die Alte Schule. Frau Helene Eibl und Frau Ulrika Hampp-Weigand gaben den Gästen in ihren Ausführungen die nötigen Informationen durch die Austellung mit auf den
Weg.

       Fr. Helene Eibl
 
Frau Ulrike Hampp-Weigand
v. lks. H. Siegl, H. Deininger, Bgm. Lohner,
Fr. Hampp-Weigand

Willy Siegl aus Mertingen hat 1951 seine Emma geheiratet - in einem Hemd aus Fallschirmseide und einem Anzug, umgefärbt und umgeschneidert aus einer Uniform. Sein Sohn Klaus Siegl hat seine Beobachtung aufgegriffen und seither Nützliches aus den Hinterlassenschaften des Krieges gesammelt. In einer Ausstellung der Museumsfreunde Mertingen waren sie in der Alten Schule hinter dem Mertinger Rathaus zu sehen. Klaus Siegl hat aus den Erzählungen seines Vaters, einem Heimatvertriebenen, von Verlust und Neuanfang eine Sammelleidenschaft entwickelt. Ulrike Hampp-Weigand freute sich aus vollem Herzen, eine so hochkarätig wie außergewöhnliche Ausstellung zeigen zu können, die noch dazu viele Exponate aus Mertingen zeigt. Wer Klaus Siegl als profunden Kenner der Stücke an seiner Seite hat, erfährt viel. Beispielsweise wie aus einer Panzerlaufrolle ein stabiles Wagenrad wurde, aus einem Stahlhelm ein Jaucheschöpfcr oder aus Gasmasken Seier und Siebe für die Hausfrauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es gefragt, Güter des Krieges aus der Notwendigkeit zu nutzen.

„Bereits während des Krieges wurden knappe Waren bewirtschaftet“, erzählte bei der Eröffnung der Ausstellung spannend Helene Eibl, die in Zusammenarbeit mit Klaus Siegl auch in alten Archiven recherchiert hatte. Der Krieg habe Trümmer hinterlasscn, aus denen das Brauchbare gerettet werden musste. Er hinterließ eine Überproduktion von Vorräten, die nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 noch verbraucht werden konnten. Unbrauchbar gewordene Waffen und Munition aus wertvollen Materialien, vorwiegend Stahl. Eibl: „Es schlug die Stunde der Umnutzer, der Konversion.“

Angesichts des zunehmenden Mangels in allen Lebensbereichen, der in den Jahren 1946/47 seinen Höhepunkt gefunden habe, sollten die knappen Ressourcen möglichst wirkungsvoll genutzt werden. Das vielleicht schönste Beispiel für die Konversion führt nach Donauwörth: Im heutigen Airbus-Werk entstanden seinerzeit Granaten. Ein Exemplar, das gezeigt wird, verwandelte sich, bevor es als Museumsstück endete, in eine Wasserpumpe für den Garten. Und zuvor hatte es das Nest mehrerer Generationen von Kohlmeisen beherbergt.

„Dass sich der Sammler Siegl der Reste des letztlich auch Vernutzten angenommen hat", sinnierte Helene Eibl, sei bemerkenswert und wichtig. Die Betrachtung mache nicht nostalgisch, sondern „bei allem, was wir an unserer Zeit vielleicht berechtigt bemängeln, auch ein bisschen dankbar für das Leben im Jahre 2017“.

Die Museumsfreunde öffneten die Ausstellung während ihrer Schausonntage. So blieb sie bis zum Frühjahr 2018 aufgebaut. Wegen der starken Nachfrage wird die Ausstellung auch am Sonntag nach der Eröffnung von 14 bis 16 Uhr gezeigt