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Origami: Jahrhundertealt - und doch so lebendig

Ausstellung und Workshop
Der Künstler Peter Stein kommt nach Mertingen, um die historische Falttechnik zu zeigen.

Die Museumsfreunde Mertingen sind seit über einem Jahr am Ball, im Ausstellungsraum der Alten Schule in Mertingen hinter dem Rathaus eine Ausstellung über die jahrhundertealte Kunst des Origami vorzubereiten. Nun rückt die Vernissage näher: Sie findet statt am Sonntag, 8. August um 14 Uhr. Mit dabei sein wird der ausstellende Origami-Meister Peter Stein.

Was ist Origami? Beileibe keine Kindergartenfaltkunst! Im 19. Jahrhundert hatte der Pädagoge Friedrich W. A. Fröbel zwar Origami-Faltkunst als probates Mittel für Kindergartenkinder befunden. In Japan, wo man Fröbels Idee wieder übernommen hatte, brachte man dann allerdings erfolgreich die einfachen Figuren mit historischen Origami-Anleitungen zusammen.

„Geiger mit Sängerin“ist ein Beispiel der Faltkunst, die Peter Stein meisterlich beherrscht.

Museumsfreunde Mertingen laden Origami-Künstler Peter Stein ein.

Den Museumsfreunden ist es gelungen, mit Peter Stein einen Künstler einzuladen, der einen eigenen Youtube-Kanal http://www.youtube.de/MrViolinPeter betreibt, auf dem er seine Kunst an Beispielen erläutert. Peter Stein faltet nach klassischem Vorbild: Aus einem Blatt Papier formt er mit einer Vielzahl von Knicks wahre Kunstwerke. Er verwendet häufig neben Aquarellpapier auch von ihm handgeschöpftes Papier, das er anfeuchtet, damit er die Strukturen plastischer gestalten kann (Wetfolding). Darüber hinaus entwickelt er eigene Formen.

Peter Stein hat mit seinen Origami-Figuren und Plastiken schon etliche Ausstellungen gestaltet. Seine fantasievollen Figuren sind keine in senk- oder waagrechten Strukturen gefalteten erstarrten Kreationen. Seine vielfach aus feuchtem Aquarellpapier gefalteten Wesen wirken bewegt und sehr lebendig.

Die Museumsfreunde freuen sich, eine jahrhundertealte Tradition im Mertinger Heimatmuseum zeigen zu können. Papier – wohl im 1. Jahrhundert vor Christus in China erfunden – wurde zusammen mit der Kunst des Faltens im 7. Jahrhundert von buddhistischen Mönchen nach Japan gebracht. Dort wurde sie im 14. Jahrhundert populär. Da Papier aber teuer war, blieb es der Oberschicht oder aber für zeremonielle Faltungen (Noshis) vorbehalten.

Lange waren traditionelle Modelle wie Kranich, Frosch, Schmetterling in Japan oder die Pajarita in Spanien in Mode. Der Japaner Akira Yoshizawa (1911-2002) revolutionierte die Faltkunst. Er entwickelte ein System, das die Basis für die heute übliche Notation der Faltanleitungen darstellt: das Yoshizawa-Randlett-System. Aber auch dieses System, mit dem komplizierte Figuren geschaffen werden können, ist nicht das Ende. Mittlerweile gibt es Computerprogramme, und Mathematiker beschäftigen sich mit den geometrischen Prinzipien der Origami-Faltung. Und doch gilt für echtes Origami immer noch die „goldene Regel“: keine Schere, kein Klebstoff! (dz)

Peter Stein bietet vor der Ausstellungseröffnung am Freitag, 6. August, einen etwa drei- bis vierstündigen Workshop in der Alten Schule an. Interessenten wenden sich an die Museumsfreunde Mertingen, 09078/1444.