Ländliches Leben in Nordschwaben dargestellt in drei Museen

Rede der 1. Vorsitzenden

 anlässlich des 50. Geburtstages des  Vereins der Museumsfreunde Mertingen

 

Ich freue mich, dass noch so viele da geblieben sind – mir ist bewusst, dass Sie auf das Mittagessen warten: Also werde ich mich bemühen, Ihnen weder den Appetit zu verderben, noch Sie zu lange warten zu lassen! 

Der Museumsverein wird in diesem Jahr 50 Jahre alt – eine Erfolgsgeschichte, wenn man es genau anschaut! 

Von Perikles, einem Staatsmann im antiken Athen, rührt der Satz „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ Also aus Gegenwart und Vergangenheit in die Zukunft zu denken. Ohne Wissen um unsere Vergangenheit – auch hier! – werden wir uns in der Zukunft nicht behaupten können. Denn während unsere Gegenwart aus der Vergangenheit kommt, gestalten wir mit unseren gegenwärtigen Entschlüssen die Zukunft.  

In diesem Vortrag zur Geschichte unseres Museums in Mertingen muss ich mich mit der Vergangenheit beschäftigen. Sie in Bezug zu Gegenwart und Zukunft setzen.  

Wir bewahren die örtliche Vergangenheit. Und das machen wir seit 50 Jahren. Eine rhetorische Frage: Warum um Himmels Willen sammeln Menschen Dinge, die andere wegwerfen, stopfen sie in Häuser, bewahren und pflegen sie ….?  Man nennt diese Häuser ja bekanntlich Museen ….

 Museen dokumentieren immaterielles Kulturerbe. Sie tragen durch Bewahren, Bezeichnen, Beschreiben von Häusern, Maschinen, Geräten, Utensilien, Dokumenten, analogen und digitalen Objekten dazu bei, dass man sich erinnert. Auch an geschichtliche Vorgänge – und damit kommen wir zu unserer Gründung: 
Erinnern Sie sich also (ich war damals Studentin in Würzburg, die gerade das Leben entdeckte): 1972 entwickelte sich, die hier geborene Anna Wunderer, geborene Schmid, zum Motor einer Gruppe von an Themen der Vergangenheit interessierter Mertinger. Viele Dinge, die lange, und bis dahin in Alltagsgebrauch waren, waren schon weggeworfen, unwiederbringlich verloren. „Des alte Glump“. Diese Mertinger trugen zusammen, stellten in der Schule unter. Der seinerzeitige Kreisheimatpfleger Schwarz gab die Initialzündung, und so fand sich  beim damaligen Bürgermeister Hans Leinauer eine Gruppe zusammen, denen die Vergangenheit nicht „Wurscht“ war. Man gründete einen Verein. Josef Rössle, Vater von Gertrud Hartl, war der erste Vorsitzende. Dr. Reiner Dietz, der die Idee ebenso vorantreiben wollte, sein Nachfolger. Dann Anna Wunderer  - man darf sie sich, so erinnere ich mich, ganz sicher als Naturgewalt vorstellen. Nicht umsonst zählte der damalige Bezirkstagspräsident Dr. Simnacher sie „zu den sieben schwäbischen Plagen“. Mit ihrer schier unerschöpflichen Energie, ihrer unermüdlichen Zähigkeit, Widerborstigkeit und sicher auch Halsstarrigkeit schaffte sie es, in 30 Jahren als Vorsitzende, 3 Häuser mit den Dingen, die vor Verfall und Verderb gerettet worden waren, zu füllen: Den Stadel, die Sölde, die Alte Schule. Wie letzteres ging, daran kann ich mich gut erinnern: Ich musste in ihrem Auftrag vor dem Gemeinderat begründen, warum dieses erste, 1873 gebaute Schulhaus nicht abgerissen werden durfte. Es gelang, und heute sind wir heilfroh um unser Ausstellungsgebäude. 

Festgehalten muss auch werden: jedes Gebäude, das der Verein übernahm, wird von diesem unterhalten. Der jeweilige Eigentümer kann quasi zuschauen, wie wertig sein Anwesen bleibt. 

Hier möchte ich mein erstes Dankeschön anbringen – an all die Helfer aus dem Ort und der Umgebung, die in Tausenden von Arbeitsstunden den Stadel und die zwei Häuser renoviert haben. Mit ihren Händen vielfach aus Ruinen Denkmale geformt haben. 

Nach Anna Wunderer hat Franz Deininger das Ruder geführt – und er hat mit seinem Helferteam segensreich für die Museumsgebäude gewirkt. Als er nach 14 Jahren das Steuer abgab, war alles in bestem Zustand – dass alte Häuser aber so ihre Mucken haben, brauche ich niemanden zu erzählen. Das haben wir, das Bauteam um Klaus Siegl, meinen zweiten Vorsitzenden, und ich wohl bemerkt. Wer in der stetigen Pflege nachlässt, verliert. Herzlichen Dank an Dich, Franz, und Deine Helfer: Ihr habt Großartiges geleistet. 

Dann darf ich dem gegenwärtigen Arbeitsteam, das zum Geburtstag den Stadel renoviert hat, ein dickes Danke sagen: Klaus Siegl, Leo Ziegelmayr, und Georg Bartel mit seinen Söhnen. DANKE für Eure Arbeit! 

Zur Geschichte der drei Museen möchte ich auf die Tafel verweisen, die im Eingang des Stadels steht. Der Zacherstadel, heute als Museumsstadel bekannt, war das erste Haus. Es wurde gefüllt mit bäuerlichen und handwerklichen Schätzen. Die Sölde, die dem Museumsverein gehört, ist ein Kleinod des engen kleinbäuerlichen Lebens. Und die Alte Schule – das erste zu diesem Zweck erbaute Schulgebäude des Dorfes! mit Erinnerungen an über 2000 Jahre Mertingen, an Römer und Kelten, die Ausgrabungen vom Burgberg und, und, und ….lädt in diesem Jahr zum Besuch einer heimatkundlichen Ausstellung über den Mertinger Forst ein. 

Und hier ein weiteres Dankeschön: An Leiterin und Lehrer der Mertinger Schule, die mit ihren Kindern die Häuser besuchen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Fortleben unserer Museen  – nicht finanziell, aber etliche von ihnen kommen auch mit Eltern und Großeltern wieder. Und Ihnen, liebe Mertinger, die sie doch immer wieder mal bei uns vorbeischauen. Auch wenn der letzte Besuch vor 20 Jahren lag, weil sich ja in den Museen nichts ändert! Da sollten wir Sie doch längst alle eines Besseren überzeugt haben! 

Nun komme ich zu all denen, die uns immer wieder finanziell unter die Arme greifen – mit unserem, aus den Anfängen des Vereins stammenden Jahresbeitrag von 8,- €, und dem Eintritt von 1,50 € in unsere Museen kommen wir nicht arg weit: Das sind Beträge, die aber für jeden/jede erschwinglich sein sollten! 

Unsere Geldgeber: Herzlichen Dank an die Sparkasse Donauwörth-Mertingen, und an die Raiffeisenbank Mertingen! Die Beträge tun uns gut. Und an die Mertinger Firmen, die uns immer helfen, allen voran Fa. Zott, Markus Herz, Alfred Völk. Aber auch sonst alle, die wir um Hilfe bitten. 

Und nun zum Wohlwollen der Gemeinde: Wir danken Erstem Bürgermeister Veit Meggle, wie auch seinen Vorgängern Hans Leinauer und Albert Lohner, die sich nie kleinlich gezeigt haben, wenn es um größere Baumaßnahmen ging. Und natürlich auch dem Gemeinderat, der diese Ausgaben ja bewilligen muss.

Bisher habe ich unsere „wirtschaftlichen“ Aktivitäten – Ausstellungen, unsere Museumsaktivitäten wie Brot backen, buttern, schmieden, Hollerküchle backen, Kartoffelpuffer ua. backen, oder das heutige Fest noch nicht erwähnt: Hier gilt es, all den aktiven Mitgliedern des Vereins Dank zu sagen. Den unermüdlichen Mitgliedern des Vorstandes, die in Teamwork  die  Zelte aufgestellt, die Verpflegung – Essen, Kaffee und Kuchen – übernommen haben. Für die Getränkeversorgung da sind. 

Nach all den materiellen Zuwendungen möchte ich mich aber auch bei den ideellen Unterstützern bedanken: An erster Stelle der ehemalige Bezirksheimatpfleger Augsburg, Dr. Hans Frei, bei Alois Sailer aus Lauterbach, bei Ottmar Seuffert, ehemaliger Archivdirektor der Stadt Donauwörth, bei Rektor Franz Strohmar, bei Dr. Franz Ries, bei Hans Niebler. Und bei Mario Felkl, der im September einen Vortrag über den Mertinger Bierkrieg halten wird. 

Zuletzt aber danke ich Ihnen, verehrte Besucherinnen und Besucher: für Ihr heutiges Kommen, und für so mancherlei. Danke für alles – für heute, und Ihre hoffentlich auch in die Zukunft reichende Unterstützung!

Dann ist mir um unser Museum nicht bang ….. 

 Danke für Ihr Zuhören: Jetzt aber wünsche ich Ihnen allen einen vergnügten, unterhaltsamen Tag bei gutem Essen und Trinken und guter Unterhaltung!