Mertingen hat eine überaus reiche Vergangenheit - so lag es nahe, einen Verein zu gründen, der sich der Dorfgeschichte annimmt. Auf Initiative von Josef Rößle und dem früheren Kreisheimatpfleger Dr. Schwarz wurde im Jahr 1972 der Verein „Museumsfreunde Mertingen“ gegründet. Unterstützung erfuhr man auch durch den damaligen Bürgermeister Hans Leinauer und den Gemeinderat. Die Museumsfreunde verfügen zwischenzeitlich über rund 8000 Exponate und bringen stets frischen Wind ins Vereinsleben. Wechselnde Ausstellungen, Workshops oder eine Vernissage zeigen, wie kreativ sie sind. Mit Bravour kommen sie ihrem selbstgestellten Auftrag nach, gerade in der schnelllebigen, modernen Zeit die Wertvorstellungen unserer Vorfahren zu bewahren.
Zahlreiche Veranstaltungen, Vorführungen und Aktionen sorgen Jahr um Jahr für eine lebendige Museumssaison, die längst zur liebgewonnenen Tradition im Hier und Jetzt avancierte und Besucher über die Landkreisgrenze hinaus anzieht.
Das Dorfmuseum - Schätze unserer Vorfahren
Im Leben auf dem Dorf hat sich in den letzten Jahrhunderten vieles verändert. Hinterlassenschaften aus sämtlichen Lebensbereichen wie bspw. Landwirtschaft, Handwerk, Haushalt, aber auch Glaube und Brauchtum sind wichtige Quellen für unser Wissen über den Alltag und die Lebensbedingungen unserer Vorfahren. Die Museumsfreunde haben in langjähriger Arbeit engagiert drei alte, ortstypische Gebäude - ein bäuerliches Anwesen, einen Stadel und ein Schulhaus - wiederhergestellt, ausgebaut, mit viel Eigenleistung renoviert und liebevoll als Museen eingerichtet. Darin bewahren sie wesentliche Zeugnisse der Vergangenheit auf und vermitteln dem Besucher ein anschauliches Bild von der damaligen nordschwäbischen Lebensweise. Dabei ist der Verein seit mehr als 50 Jahren aktiv. Nachdem Vorsitzender Josef Rößle sein Amt an Dr. Rainer Dietz übergab, übernahm im Anschluss daran für die nächsten 30 Jahre die bereits verstorbene Ehrenvorsitzende Anna Wunderer, der der Verein in besonderem Maße am Herzen lag. Daraufhin war Ehrenvorsitzender Franz Deininger 13 Jahre in der Vorstandschaft tätig. Danach ging das Amt an 1. Vorsitzende Ulrike Hampp-Weigand und 2. Vorsitzenden Klaus Siegl über. Frau Hampp-Weigand: „Wir würden uns sehr freuen, die Mertinger Bürger in unseren Museen zu begrüßen. Kommen Sie gerne vorbei. Im Moment bereiten wir alles für die diesjährige Ausstellung über den Mertinger Forst in der Alten Schule vor. Darüber hinaus bieten wir auch in dieser Saison tolle Aktionen für die ganze Familie an."
Museumsstadel, Sölde & Alte Schule - auch und gerade für Mertinger Bürger sehenswert
Im Jahr 1994 wurde schließlich die Alte Schule (erbaut 1857) in der Fuggerstr. 3 als Museum eröffnet. Im ersten Mertinger Schulgebäude wurden die Kinder bis 1912 unterrichtet. Heute befinden sich unter seinem Dach u. a. ein großer Raum für wechselnde Sonderausstellungen zu Kunst und Kulturgeschichte des Raumes Mertingen und eine Dauerausstellung vor- und frühgeschichtlicher Objekte sowie ältere und neuere Funde aus alemannischer und römischer Zeit. In einem von Klaus Siegl und Willi Schwaiger gebauten Diorama wird ein römisches Kastell auf dem Burgberg anschaulich dargestellt. In der ehemaligen großen Schulstube werden in Vitrinen Gegenstände der Volksgläubigkeit und römische Fundstücke gezeigt.
Themenschwerpunkte:
Klassenzimmer um 1900
Römische "Terra Sigilata"
Schneiderstube und eine Backstube
alte handwerklich betriebene Schmiede
ein großer Webstuhl.
Regelmäßig wechselnde Ausstellungen in der Alten Schule
Daneben werden in der Alten Schule regelmäßig selbst überregional sehr gut besuchte Ausstellungen durchgeführt. Dazu greifen die Museumsfreunde u.a. auf Exponate zurück, die im Museumsdepot lagern. Für die Museumssaison 2023 bereitet der Verein aktuell die Ausstellung „Mertinger Forst - Geschichte, Aktuelles" und parallel dazu „Der Wald mit Maleraugen gesehen" vor.
Das erste Gebäude, das der Verein mit dem Erbe der bäuerlichen und handwerklichen Vergangenheit füllte, war der Stadel in der Hilaria-Lechner-Str. 13, der - 1899 als Ökonomiegebäude errichtet - im Jahr 1984 als Museum eröffnet wurde.
1989 wurde die Sölde in der Mardostr. 10, als weites Museumsgebäude eröffnet. Errichtet 1883, als einstöckiges Anwesen eines Söldners (Kleinbauern), ist das Haus ein bedeutendes Beispiel landestypischer Bauweise in Nordschwaben.
Mardostraße 10 - 1989 als Museumsgebäude eröffnet
Themenschwerpunkte:
Stube, Küche und Schlafkammer, ausgestattet mit Möbeln und Gerätschaften, dokumentieren die ländliche Wohn- und Lebensweise des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Ein kleiner Kramerladen zeigt das bescheidene Warenangebot früherer Zeiten.
Im ausgebauten Dach befinden sich eine zeitgeschichtliche Ausstellung mit alten Fotografien vom Ort.
Eine Trachtenstube mit bäuerlichen Mertinger Trachten.
Eeine Iglauer Tracht aus dem Sudentenland.
Eine Sammlung von Reginahauben, seidene Halstücher sowie eine Rosenkranzsammlung.